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Kloppo kommt mir ein bisschen spanisch vor.

Alle zwei Jahre bietet sich dem Fußballfan nun das gleiche Bild. Irgendein europäisches Land schickt seine besten 11 Jungs gegen die Spanier ins Finale und muss am Ende als erster auf das Podest, um sich die Silbermedaille abzuholen. Nach Deutschland und Holland hat es nun gestern die Italiener getroffen, die als begossene Pudel als erste den Gang zum Präsidenten-Handshake antreten mussten. Das Spiel war eindeutig und der Sieg absolut verdient, daran gibt es wahrlich nichts zu rütteln. Spanien ist ein absolut verdienter Europa- oder Weltmeister, was zwar begrifflich ein Unterschied, faktisch aber doch durchaus deckungsgleich ist.

Wie immer nach großen Turnieren beginnt jetzt die Phase, in der Trainer, Offizielle, Medien etc. spekulieren, woran das gelegen hat. Auf der Hand liegt, dass sie über eine sehr homogene Truppe verfügen, die spielerisch auf extrem hohen Niveau konstant ihre Gegner an die Wand spielen können. Passsicherheit, Kondition, Laufwege und Abstimmung passen perfekt in das System, das ihnen von Del Bosque vorgegeben wird. Sie sind ehrgeizig und nie satt. OK, alles bekannt und vor allem offensichtlich.

Das kommt einem doch bekannt vor. Genau, die Auftritte der spanischen Mannschaft erinnern sehr stark an die Dominanz von Borussia Dortmund in der deutschen Bundesliga (wir Fußballfans lieben ja Vergleiche J). Wer von wem gelernt hat sein mal dahingestellt, aber bei der Betrachtung aller Mannschaften der Euro 2012 fällt vor allem auf, das bis das spanische Team nahezu jedes Land mindestens eine herausragende Spielerpersönlichkeit in den eigenen Reihen hatte, die in dem jeweiligen Verein eine absolut exponierte Position inne hat. Ob Ronaldo in Portugal, Pirlo und Balotelli in Italien, Özil, Khedira und Schweinsteiger in Deutschland, Rooney in England, Schewchenko in der Ukraine, Ibrahimowitsch in Schweden, Lewandowski in Polen, Rosicky in Tschechien, Arschawin in Russland, etc. – überall bestimmen die Stars die Hierarchie innerhalb der Mannschaft. Nimmt man mal die Holländer raus, bei denen "der Star" die Offensivabteilung an sich war, half den Mannschaften an guten Tagen diese Hierarchie, den Unterschied auszumachen.

Tauchten diese Spieler aber unter oder wurden vom Gegner aus Spiel genommen, fehlte ein Ersatz, der das "Besondere" ausmachte. Sowohl bei Borussia Dortmund, als auch der spanischen Nationalmannschaft hingegen kann der Ausfall eines einzelnen Spielers kompensiert werden, weil das Spielsystem von allen anderen derart verinnerlicht wurde, dass andere Spieler in die Bresche springen können. Das liegt vor allem auch daran, dass es die Spieler gewohnt sind, in ihren Vereinsmannschaften nicht die allererste Geige spielen zu müssen. Die Stars dort heißen nämlich, Ronaldo, Messi, Özil, Drogba etc. Nun ist es bei weitem nicht so, dass sich bei Spanien eine Truppe von "Wasserträgern" formiert hat, aber genau der Fakt, dass ein Fabregas, der gestern etwas abgetaucht ist, eigentlich nicht als Störfaktor, sondern als Unterstützer der anderen funktioniert hat, macht die Mannschaft so dermaßen unberechenbar, dass kein Trainer ein echtes Mittel gefunden hat.

Spielsysteme von England, Deutschland, Italien, Portugal können von findigen Trainern durchaus mit geeigneten Maßnahmen unterbunden werden. Die Spanier eigentlich nicht, weil es dazu viel zu unberechenbar ist. Dortmund und Spanien trennen natürlich dennoch Welten, aber sie eint die Philosophie, dass ein ähnliches Niveau an Spielern die Ausrechenbarkeit drastisch senkt.

Wirklich spannend wäre ein Spiel zwischen dem deutschen Meister und dem Europameister bestimmt nicht. Gleiche Systeme schalten sich gegenseitig aus und Dortmund müsste schon einen perfekten Tag erwischen, um eine Chance zu haben, aber es wäre ein großes Fest für alle Tikitaka-Freunde.

In dem Sinne

Das Runde muss ins Eckige

Euer Sportkamerad Sascha00

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