Läuft die EM wirklich
schon eine Woche?
Irgendwas ist anders bei dieser EM. Sie fühlt sich in
Deutschland zumindest nicht ganz so euphorisch und knisternd an, wie die
letzten großen Turniere. Aber woran liegt das?
Die Biergärten und Public Viewings sind voll, Panini
verkauft seine Klebebildchen wenn auch mit merklicher Konkurrenz durch die Rewe
Sammelbilder, die neuen Trikots werden 1a verkauft, die Autofähnchen sind
wieder angebracht und die Fanartikel-Hersteller haben sich beinahe damit selbst
übertroffen, unsere Nationalfarben auf alles anzubringen, was sich auch nur im
Entferntesten verkaufen lässt. Die Industrie und das Gastgewerbe habe also Ihr
Bestmöglichstes gegeben.
Die Gründe liegen wohl eher in dem Ende der vergangenen
Saison begründet. Nahezu jeder noch so schön inszenierte Höhepunkt hat sich im
Nachhinein als Dämpfer erwiesen. Die Spannung in der Meisterschaft war schon
einige Spieltage vor dem Ende dahin, so dass selbst die Übergabe der Meisterschale
kein außerordentlicher Akt mehr war. Im Ringen um den Abstieg in die 2. Liga
wurde zwar noch mit harten Bandagen gekämpft, aber letztlich sollte die
Entscheidung ja eh in der Relegation fallen. Zwei spannende Spiele später
endete die tolle Party in Düsseldorf dann mit einer Hängepartie vor dem DFB
Gericht, die sich nach verschiedenen mehr oder weniger peinlichen Aussagen und
verbalen Aussetzern über zwei Instanzen zog, so dass die Freude auf einen
tollen „neuen“ Aufsteiger zerplatzte. Selbst die Relegation zur zweiten Liga
endete im Chaos, so dass in der Summe ein unbefriedigendes Gefühl blieb.
Den absoluten Dämpfer verpasste uns dann das „Finale dahoam“,
das medial hochgepusht, in einer Tragödie endete und nicht nur die Fans
nachhaltig deprimierte.
Betrachtet man die ganze sportliche Vorgeschichte an
verpassten emotionalen Höhepunkten, fällt die politische Diskussion um die
Teilnahme deutscher Politiker an Spielen in der Ukraine sogar noch ab.
Man kann daher sicher mit Recht von einer emotional
unbefriedigenden Vorbereitung der Fans auf die EM sprechen. Gerade diese
Vorbereitung, in der Tippgemeinschaften geschmiedet, Kicker Sonderhefte gelesen
und große Fachdiskussionen geführt werden ist für uns Fans aber existenziell
wichtig, um optimal in eine EM zu gehen. Die Quittung bekommen wir jetzt.
Die Fans müssen sich wie die deutsche Mannschaft in das
Turnier reinbeißen und im laufenden Betrieb erst richtig warm werden. Ob das
gelingt, wird mit Sicherheit auch von heutigen Spiel und dem Auftreten der
deutschen Mannschaft abhängen. Deswegen muss heute ein Spiel wie 1990 gegen
Holland her. Ein Spiel, in dem Helden geboren werden, an deren Leidenschaft
sich die Fans hochziehen können. Sollte
das gelingen, beginnt für viele die EM heute Abend eigentlich erst richtig.
Jungs, haut rein.
Euer Sportkamerad Sascha00
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